Wie Kinder das Teilen lernen

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Eltern müssen ihren Kindern vieles beibringen, bis sie nach und nach zu jungen Erwachsenen werden. Auch das Teilen lernen gehört dazu und ist ein sehr wichtiger Teil für die sozial-emotionale Entwicklung des Kindes. Besonders im Kleinkindalter stellt diese Aufgabe eine grosse Herausforderung dar. Doch mit viel Geduld, Liebe, Konsequenz und hilfreichen Ratschlägen wird auch diese Zeit früher oder später vorübergehen.

Das Kind in seiner eigenen Welt

Bis Kinder im Schnitt drei Jahre alt sind, machen sie im raschen Tempo zahlreiche Schübe und Sprünge in ihrer Entwicklung durch. Dazu gehört auch die Entdeckung des eigenen Ichs und dem damit einhergehenden Willen. Somit ist die eigene Persönlichkeit unmittelbar mit den Gegenständen in seinem Besitz fest verbunden. Schnell kann also der Verlust eines Spielzeuges auch eine Einbusse der Persönlichkeit bedeuten. Das Kleine kann noch nicht verstehen, dass Schenken oder Teilen etwas Positives ist und auch Freude machen kann. In erster Linie bedeutet Teilen lernen zunächst, auf Dinge zu verzichten, die ihm gehören und die es nicht mehr zur eigenen uneingeschränkten Nutzung verfügbar hat. Am besten helfen Eltern und Bezugspersonen hier, indem sie ihren Sprössling zu nichts zwingen und viel Geduld und Verständnis für die Situation aufbringen. Denn eigentlich ist es ein Fortschritt, wenn der Nachwuchs erkannt hat, dass er Dinge besitzt und diese fortgehen können. Um keine Verlustängste zu provozieren ist es weiterhin wichtig, dass das Kleine möglichst von selbst Dinge abgeben möchte und freiwillig handelt.

Spielende Kinder, die miteinander teilen
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Müssen Kinder teilen lernen?

Mittlerweile existieren viele Studien zu diesem Thema und beschäftigen sich auch damit, ob und wann Kinder das Teilen erlernen können. Doch eigentlich stellt sich vielmehr die Frage, ob unser Nachwuchs das überhaupt lernen muss. Viele Eltern sind der Meinung, dass ihre Kinder sozial und empathisch erzogen werden sollen. Dazu gehört auch offen zu sein gegenüber anderen Kindern und neuen Situationen und eben auch das freiwillige Abgeben von Spielzeug. Für die Kleinen ist es allerdings besonders schlimm, wenn das liebste Spielzeug oder das schönste Buch plötzlich vorübergehend den Besitzer wechseln soll. Für die Geschwister zu Hause gilt, dass das Kind, welches Spielsachen dem Geschwisterkind überlassen soll, gefragt werden kann, welches Spielzeug es bereit ist, abzugeben. Häufig wird es sich für Dinge entscheiden, die ihm zwar gehören, aber momentan bei ihm nicht so hoch im Kurs stehen. Es wird gerne und vor allem von sich aus dazu bereit sein, Spielsachen mit dem Geschwisterkind zu nutzen oder es an dieses abzugeben. Hier sollten insofern Grenzen gesetzt werden, als dass das Spielzeug teilen keinen Zwang beinhaltet und auch respektiert wird, wenn nicht geteilt werden möchte. Schliesslich möchten wir Erwachsene auch nicht, dass über unser Eigentum von jemand Fremdem bestimmt wird. Daher sollte dies auch nicht vom eigenen Nachwuchs erwartet werden.

Kinder streiten sich um ein Spielzeug
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Belohnung ist nicht der Schlüssel zum Erfolg

Natürlich können Eltern mit Motivation und positiver Verstärkung neue Situationen im Alltag des Kindes begleiten. Doch sobald Belohnung in welcher Form auch immer eingesetzt wird, ist es sehr schwer, das Verlangen danach zu einem späteren Zeitpunkt wieder abzustellen. Bleibt nämlich die Belohnung später mal aus oder lässt länger auf sich warten, verschwindet die Bereitschaft zum Teilen ganz rasch wieder. Dies ist also keine Methode, die langfristigen Erfolg verspricht. Besser ist es, wenn die Kleinen merken, dass ihr gönnerhaftes Verhalten einen positiven Effekt auf das Gegenüber hat. Da dies ein langer Lernprozess ist, sollte kurzfristig kein grosser Erfolg erwartet werden. Ständige Motivation und Lob sind im Gespräch mit dem Nachwuchs eine sehr gute Möglichkeit. Das lässt die Kleinen stolz werden und gibt ihnen zusätzlich Anlass, über ihr Verhalten weiter nachzudenken und es zu wiederholen.

Belohnen oder schimpfen ist der falsche Weg
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Selbst ein Vorbild sein

Lernen erfolgt häufig auch durch Nachahmung des unmittelbaren Umfeldes. In erster Linie sind das die Eltern und enge Bezugspersonen. In der Erziehung ist es sehr schwer, etwas vom Nachwuchs zu erwarten und ihm Regeln anzuerziehen, die man selbst nicht vorlebt und aktiv umsetzt. Dies kann man ebenso auf das Thema Teilen übertragen. Ist der Papa nicht bereit, sein Essen dem Sohn zu überlassen, wird dieser auch nicht von selbst auf die Idee kommen, sein eigenes Gericht an jemanden abzugeben. Er sieht auch einfach nicht die Notwendigkeit dazu und kann sogar eine Art Futterneid anderen Kindern gegenüber entwickeln. Also gilt auch hier, wie in allen Fragen der Erziehung, möglichst authentisch aufzutreten und das gewünschte Verhalten aktiv vorzumachen.

Eltern müssen ein Vorbild sein
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Spiele zum Thema „Teilen“

Wenn zwei Kinder streiten, weil sie ein bestimmtes Spielzeug gleichzeitig haben möchten, können diverse Spiele helfen, das Verständnis füreinander zu verbessern. Sind Sie beispielsweise in einer Spielgruppe oder treffen sich gelegentlich zu mehreren Müttern, können Sie nächstes Mal einen Teller voll Kekse oder Obst und einen Farbwürfel mitnehmen. Wird eine vorher festgelegte Zahl oder Farbe gewürfelt, darf sich ein Kind einen Keks oder ein Stück Obst nehmen und sich einen anderen Teilnehmer aussuchen, mit dem es sein Stück teilen möchte. Dies macht besonders grossen Spass, wenn die Erwachsenen anregen, es mit jemandem zu machen, mit dem man sonst nicht so häufig spielt. Oder ein Mädchen muss sich mit einem Jungen zusammentun, wenn das in der Gruppe aufgeht. Über diese und weitere Spiele können Kinder ganz einfach lernen. Und das nebenbei und mit viel Freude auf freiwilliger Basis, weil es einfach zum Spiel dazu gehört.