Aggressives Verhalten bei Kindern

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Wutanfälle, die Geschwister schlagen, herumschreien – aggressives Verhalten bei Kindern kennen die meisten Eltern. Was aber, wenn die Aggressionen zu einem alltäglichen Problem werden oder dauerhaft zunehmen? Welches Verhalten ist bei Kindern normal?

Der richtige Umgang mit aggressivem Verhalten bei Kindern

Etwas rumschubsen, hier und da auch mal beissen oder sogar Schlagen sind normale Verhaltensweisen von Kindern. Welche Form von Aggressivität der Nachwuchs dabei an den Tag legt, ist in erster Linie vom Alter abhängig. Schon ein Säugling im Alter von 6 Monaten kann seinem Ärger Luft machen, allerdings ohne jeglichen Schädigungsabsichten. Ab etwa dem dritten Lebensjahr sind Wutanfälle dann oft gezielt gegen die Eltern oder Gleichaltrige gerichtet. Auch dies ist bis zu einem gewissen Grad vollkommen normal und kein Grund zur Sorge. In der Regel vertragen sich vor allem Kleinkinder nach dem Austausch einiger Aggressionen recht schnell wieder und auch Verletzungen sind eher eine Ausnahme. Dies liegt insbesondere daran, dass weder Babys noch Kleinkinder nicht mit der Absicht handeln, anderen zu schädigen.

Aggressives Verhalten in der Trotzphase oder bereits darüber hinaus?
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Aggressivität als Bewältigungsmechanismus

Einige Klein- und Kindergartenkinder legen in bestimmten Situationen jedoch immer wieder ein besonders aggressives Verhalten an den Tag. Körperliche Auseinandersetzungen werden förmlich als Bewältigungsmechanismus in allen erdenklichen Situationen eingesetzt. Die Kleinen haben auch dabei nicht die Absicht, schwächere Kinder gezielt zu schikanieren, sondern sie suchen oft auch Streit mit deutlich Älteren. Bei diesen Kleinkindern scheint die Ursache im Nervensystem zu liegen: Das Nervensystem ist noch nicht ausreichend dazu in der Lage, verschiedene Impulse zu erkennen und auf diese zu reagieren. Sie scheinen stets „Kampfmodus“ zu sein, anstatt auch mal in Erwägung zu ziehen, die Flucht zu ergreifen. Diese Kinder müssen unbedingt lernen, das auch Ignorieren oder Weglaufen durchaus adäquate Techniken sein können, um mit unliebsamen Konflikten umzugehen. Gleichzeitig kann es aber auch darum gehen, dass die sozialen Fähigkeiten der Kleinen noch besser ausgebaut werden müssen.

Aggressives Verhalten: Der Nachwuchs braucht Hilfe

Unabhängig von der Ursache können Sie als Elternteil mit Verhaltenstraining dazu beitragen, das negative Handeln Ihres Kindes abzubauen. Ein paar Massnahmen können dabei helfen:

Helfen Sie Ihren Kindern beim Bewältigen der Aggressionen
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Entspannung

Ist ein Kleinkind aggressiv, hat es mit einer enormen psychischen und physischen Anspannung zu kämpfen. Diese Rastlosigkeit lässt sich nur mit viel Training abbauen. Entspannungsübungen, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können die Blockaden bei Ihrem Nachwuchs lösen und damit erfolgreich zu einem Aggressionsabbau beitragen. Tägliche Übungen sind hierbei sinnvoll. Beispielsweise können Sie als Ritual gemeinsam mit Ihrem Schatz jeden Abend eine Entspannungs-CD anhören. Aber auch kreative Tätigkeiten verhelfen hervorragend zu mehr innerer Ruhe. Mit etwas Bastelmaterial z. B. Bastelperlen können Sie etwa Nuggiketten anfertigen.

Alternatives Handeln

Aggressive Sprösslinge verstehen häufig die Signale nicht, die andere ihnen senden. Deshalb müssen sie lernen, die Verhaltensmuster anderer Menschen besser zu erkennen und zu deuten. Darüber hinaus ist es wichtig, dass für das streitsüchtige Verhalten verschiedene Alternativen trainiert werden. Dadurch lernt Ihr Kind nicht nur die Situationen besser zu deuten, sondern auch richtig darauf zu reagieren. Bereits die Kleinsten können durch leichte Rollenspiele trainieren, wie ein angemessenes Verhalten auszusehen hat. Keinen Lerneffekt erzielt hingegen autoritäres Schlichten.

Aggressive Reaktionen durch falsches Verstehen vom Handeln der anderen
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Selbstwertgefühl stärken

Meist ist auch das Selbstbewusstsein von aggressiven Kindern nur wenig ausgeprägt. Durch auffällige Verhaltensweise versuchen sie sich deshalb, anderen gegenüber zu behaupten und wollen sich durch die Aggressionen durchsetzen. Ein aggressives Kleinkind braucht stets Lob und Stärkung durch die Eltern sowie das Umfeld. Es muss erfahren, dass ausschliesslich positives Agieren belohnt wird.

Selbstkontrolle erlernen

Meist glaubt ein aufbrausendes Kind nicht daran, dass auch Worte etwas bewegen können. Bisher wurden sämtliche Probleme durch körperliche Überlegenheit oder aggressive Verhaltensweisen gelöst. Deshalb wird es eine vollkommen neue Erfahrung für Ihren Nachwuchs sein, dass er sich alleine durch seine geistigen Fähigkeiten durchsetzen kann. Beim Erlernen der Selbstkontrolle ist es dabei sehr wichtig, konsequent zu sein. Nur wenn Sie kein Fehlverhalten tolerieren und Ihren Liebling immer wieder zur Selbstkontrolle anhalten, kann er sich auf die neue Erfahrung komplett einlassen. Beim Erreichen des Ziels können ebenfalls Rollenspiele helfen.

Helfen Sie Ihrem Kind, Selbstkontrolle zu lernen
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Einfühlungsvermögen schulen

Es ist nicht leicht, Situationen objektiv zu beurteilen. Man muss sich in den anderen hineinversetzen können, um dies zu tun. Diese Fähigkeit fehlt aggressiven Kindern. Das Einfühlungsvermögen kann allerdings mit Ihrer Hilfe geschult werden. Setzen Sie sich mit Ihren und den Gefühlen Ihres Lieblings auseinander. Wie regiert man richtig, wenn man Angst hat oder traurig ist? Regen Sie Ihren Nachwuchs an, sich mit den Mimiken anderer Personen auseinanderzusetzen. Welche Gefühle kann man anhand des Gesichtsausdrucks erkennen? Sprechen Sie mit Ihrem Schatz und zeigen Sie selbst Einfühungsvermögen.

Aggressives Verhalten bei Mädchen und Jungen im Vergleich

Bei Jungs äussern sich die Aggressionen meist vollkommen anders als bei Mädchen. Während aggressive Jungen mehr Aufmerksamkeit bekommen, weil sie sich häufig körperlich mit den Gegnern auseinandersetzen, können Mädchen eher durch verbale Konflikte in heftige Auseinandersetzungen geraten. Sowohl Mädchen als Jungs mit aggressivem Verhalten brauchen viel Unterstützung seitens der Eltern, damit sie so ein besseres Sozialverhalten erlernen und Probleme in Zukunft auch ohne Handgreiflichkeiten und bösen Worten lösen können.